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Peru

Der Traum von einem Ort ohne Sorgen und Ängste

Als Kind wuchs Dianira Trigoso Vizconde in Peru in großer Armut auf. Heute hilft sie Kindern in einem Projekt des Kindermissionswerks, die ein ähnliches Schicksal haben, und stärkt sie in ihren Rechten.


„Ich habe mir immer einen Ort gewünscht, an dem sich Kinder in Freiheit entwickeln können“, sagt Dianira Trigoso Vizconde. „Einen Ort, an dem ihre Meinung etwas zählt und sie respektiert und gehört werden, an dem ihre Sorgen und Ängste ernst genommen werden.“ Tränen laufen ihr über die Wangen, während sie das erzählt. Es ist ein Ort, den sie selbst so in ihrer Kindheit nicht hatte. Heute bietet sie Kindern in Peru genau so einen Ort –  in einem Projekt des Kindermissionswerks ,Die Sternsinger’. 

Aufgewachsen ist die heute 41-Jährige in Peru, in der Stadt Cajamarca im nördlichen Andenhochland – als das siebte von 15 Geschwistern. Viel zum Leben besitzen sie und ihre Familie nicht. Jeder Tag ist eine Herausforderung, die es zu meistern gilt. Nicht immer ist genug zu essen da, die Kinder teilen sich zu mehreren ein kleines Schlafzimmer. Wird jemand in der Familie krank, verschärft sich die Situation. Eine Krankenversicherung haben sie nicht, eine medizinische Behandlung muss aus der eigenen Tasche gezahlt werden. Drei von Vizcondes Geschwistern sterben früh – so wie viele Kinder in Peru, weil Krankheiten und Infektionen nur schlecht oder gar nicht behandelt werden. 

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Vizcondes Kindheit ist kein Einzelfall in Cajamarca. Ganz im Gegenteil. Armut bestimmt den Alltag vieler Menschen in der peruanischen Stadt. Am meisten trifft das die Kinder. Keiner weiß das besser als sie selbst. Genau deshalb hilft sie heute Kindern und Jugendlichen, die ein ähnliches Schicksal haben und in Armut groß werden. Als Projektleiterin bei der Hilfsorganisation MICANTO, ein Partner des Kindermissionswerks ,Die Sternsinger’, unterstützt sie Jungen und Mädchen in deren schwierigen Lebenslagen. Sie klärt sie über ihre Rechte auf, gibt Nachhilfe- und Förderunterricht und bietet ihnen ein möglichst sorgenfreies Zuhause. „Mit MICANTO ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen. Wir bieten Kindern, die heute in einer ähnlichen Lebenssituation sind wie ich damals, eine Perspektive. Die Kinder haben Fähigkeiten und Stärken, die nur darauf warten, entdeckt zu werden“, sagt Vizconde. Wenn die zierliche und bescheidene Frau sichtlich gerührt von ihrer Arbeit berichtet, spürt der Zuhörer sofort: Jede einzelne Geschichte der Kinder ist immer auch ein Teil ihrer eigenen. 

Neue Perspektiven

Seit 2005 gibt es die Organisation MICANTO. Sie fördert benachteiligte, arbeitende Kinder in Cajamarca. Das Leben in den Armenvierteln der Stadt wird bestimmt von Perspektivlosigkeit, Drogen und Kriminalität. Nicht selten erleben Kinder häusliche Gewalt, sexuellen Missbrauch und Einsamkeit. Viele Kinder gehen arbeiten und tragen so zum Lebensunterhalt der Familie bei. In seinem Zentrum stärkt MICANTO die Kinder in ihrer Entwicklung und ihrem Selbstbewusstsein, hilft bei den Hausaufgaben und gibt Nachhilfekurse. Mit Lobbyarbeit und politischen Aktionen macht die Organisation auf die Situation der Kinder und deren Rechte aufmerksam. Rund 300 Kinder und Jugendliche zwischen vier und 17 Jahren werden derzeit in dem Projekt betreut.

„In Peru sind die Kinder stolz zu arbeiten.“

Jahrelange Begleitung

Eines dieser 300 Einzelschicksale ist Vizconde besonders nahe gegangen: Die Geschichte von Rolando. Mit acht Jahren kam der Junge in das Hilfsprojekt. „Ich habe ihn von klein auf begleitet. Er war immer sehr aufgeweckt, ein cleveres Kind. Irgendwann hat er angefangen zu arbeiten, um sich seine Schulmaterialien selbst kaufen zu können“, erinnert sich Vizconde und erzählt weiter: „Rolando hatte große familiäre Probleme. Seine Eltern waren beide Alkoholiker und er war das Jüngste von sieben Geschwistern.“ Eines Tages habe Rolando sie sogar gebeten, ihn zu adoptieren. Das sei aber aus finanziellen Gründen nicht möglich gewesen. Mittlerweile ist Rolando 17 Jahre alt. Er ist erwachsen geworden, geht jetzt seinen eigenen Weg. Micanto besucht er immer noch regelmäßig und ist vor allem Vizconde bis heute sehr dankbar. Denn ohne ihre Hilfe hätte sein Leben auch ganz anders verlaufen können.

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Recht auf Arbeit

Wenn Vizconde über die Arbeit von MICANTO spricht, ist ihr eines besonders wichtig: Bei dem Hilfsangebot gehe es nicht darum, dass die Kinder nicht mehr arbeiten gehen sollen. Das sei der falsche Weg, betont sie. „Natürlich muss es eine würdige und keine ausbeuterische Arbeit sein, der die Kinder nachgehen. Aber in Peru sind die Kinder stolz zu arbeiten. Sie erfahren, dass man im Leben etwas erreichen kann, wenn man sich anstrengt, und sie lernen, sich zu behaupten.“ Doch die Kinder sollten wissen, dass sie auch Rechte haben. Zum Beispiel ein Recht auf Bildung oder auf Freizeit und Spielen.  

Und weil der Hilfsorganisation die Kinderrechte so wichtig sind, feiern sie diese jedes Jahr mit einem großen Fest – immer am 20. November. Es ist der Tag, an dem 1989 die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Mit einem Demonstrationszug ziehen sie dann durch die Straßen von Cajamarca und halten ihre selbst gebastelten Plakate in die Höhe. Der 20. November 2019 wird für Vizconde und die Kinder ein ganz besonderer Tag. An dem Tag feiern die Kinderrechte ihren 30. Geburtstag – und ganz MICANTO feiert mit. Für die Rechte der Kinder in Peru und auf der ganzen Welt.

Organisation MICANTO in Peru

„Kinder sollen ihre Rechte kennen“

Seit 2005 setzt sich in Peru die Organisation MICANTO für benachteiligte Kinder und für Kinderrechte ein. Regina Eckert de Villanueva ist Mitbegründerin. Im Interview erzählt sie, wie es dazu kam und was so wichtig an der Arbeit von MICANTO ist.

Interview lesen : „Kinder sollen ihre Rechte kennen“

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