Evaluierung und Wirkung
Auf ein Wort
Sonja Grolig, Stabsstelle Controlling und Compliance, spricht über die Evaluierung von Projekten im Kindermissionswerk.

Foto: Verena Roth / Kindermissionswerk
Wie werden Projekte des Kindermissionswerks evaluiert?
Seit 2014 gibt es im Kindermissionswerk eine Konzeption zur Wirkungsorientierung, die auch die grundlegenden Ziele, Merkmale und Verfahren von Evaluierungen definiert. Die Grundlage der Evaluierung bilden das Monitoring und die Projektabschlussprüfungen, die im Rahmen der regulären Projektbegleitung durch die Länderreferenten des Kindermissionswerks bei allen Projekten erfolgen. Da die so gewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich ihrer Tiefe und Reichweite begrenzt sind, finden darüber hinaus ausgewählte vertiefte Evaluierungen statt. Die Form einer solchen Evaluierung ist je nach Zielsetzung unterschiedlich. So kann zum Beispiel die Sicherung der Nachhaltigkeit eines Projekts bei veränderten Rahmenbedingungen oder aufgetretenen Problemen im Fokus stehen oder auch der Vergleich verschiedener Projekte, um die wirkungsvollsten Ansätze herauszufiltern.
Welche Kriterien müssen erfüllt sein, um ein Projekt als wirksam zu bezeichnen?
Ein Projekt wird dann als wirksam eingestuft, wenn es das Leben der Kinder und Jugendlichen konkret verbessert und die angestoßenen Veränderungen auch längerfristig Einfluss auf die Gesellschaft haben, in der die Kinder leben. Gesellschaftliche Veränderungen sind allerdings oft erst nach Umsetzung des Projekts beobachtbar und entwickeln sich meist über viele Jahre. Diese Wirkung im Vorfeld des Projekts zu antizipieren ist nicht leicht. Darum ist es wichtig, dass der zuständige Projektpartner schon bei der Bearbeitung eines Antrags auf Förderung im engen Austausch steht, um nicht nur die konkreten Ziele, sondern auch die damit verbundenen längerfristigen Erwartungen an das Projektvorhaben herauszuarbeiten.
Welche Rolle spielen die Projektpartner bei der Evaluierung?
Ohne die aktive Beteiligung der Partner kann eine Evaluierung nicht umgesetzt werden. Eine Evaluierung ohne Einbeziehung der Partner wäre auch wenig sinnvoll, da Evaluierung auch immer zu Ziel hat, sich positiv auf die Weiterarbeit der Organisation oder Einrichtung auszuwirken. Das gilt selbst da, wo eine Evaluierung auch der Kontrolle des Partners dienen soll. Entsprechend wichtig ist es daher, Veränderungsbedarf in einem Projekt nicht als Defizit, sondern als Entwicklungschance zu bewerten.
Konkret werden die meisten Evaluierungen in unseren Projekten von uns angestoßen und gemeinsam mit den Projektpartnern vorbereitet. Das Kindermissionswerk achtet darauf, dass ein externer, in der Regel lokaler, Gutachter beauftragt wird, der das Kindermissionswerk und die Projektpartner über alle Schritte und Ereignisse informiert. Die Durchführung der Evaluierung wird dann allerdings primär von unseren Partnerorganisationen begleitet.
Mittelfristig plant das Kindermissionswerk, die Strukturen und Inhalte von Evaluierungen noch systematischer mitzugestalten, um die Wirkungsorientierung der Projektarbeit weiter zu stärken.
Welche Projekte werden vorrangig evaluiert?
Wir konzentrieren uns zunächst auf die Evaluierung von Großprojekten, die mit mehr als 100.000 Euro gefördert werden.
Eine vertiefte Evaluierung bietet sich aber auch dort an, wo eine hohe Lerndividende und Übertragbarkeit auf andere Projektvorhaben im Sinne einer „best practice“ zu erwarten ist.
Außerdem führen wir Evaluierungen bei langfristigen Projektpartnerschaften durch, bei denen sich ein Umbruch anbahnt. Zum Hintergrund: Einige deutsche Missionare oder Auswanderer haben mit Hilfe von Förderkreisen aus Deutschland teils umfängliche Sozialeinrichtungen für Kinder und Jugendliche im Ausland aufgebaut. Wenn Gründer und Förderer in ein Alter kommen, in dem sie die Verantwortung nicht mehr gut alleine tragen können, helfen Evaluierungen, die nachhaltige Förderung der aufgebauten Strukturen zu sichern. Bewährt haben sich dabei Evaluierungen, bei denen Organisationsentwickler sowie Finanz- und Sozialexperten zusammenarbeiten. Der Evaluierungsauftrag wird zwischen dem Projektpartner im Ausland, den deutschen Spendergruppen und dem Kindermissionswerk abgestimmt und das Ergebnis gemeinsam ausgewertet.