Hilfe brauchen, Hilfe sein

Dank der Unterstützung unserer Projektpartner und -partnerinnen hat Mildred gelernt, selbstständig zu sein. Heute übernimmt sie zu Hause kleine Aufgaben und hilft ihrer Familie im Alltag: Zum Beispiel, wenn sie das Feuer in der Kochhütte entfacht und ihr Lieblingsgericht Githeri zubereitet, ein Rezept aus Mais und Bohnen. Für sie und ihre sechs Geschwister ist es oft die einzige warme Mahlzeit des Tages.

Im Haushalt zu helfen, ist für Kinder in der Halbwüste Nordkenias nichts Ungewöhnliches. Dass Mildred jedoch fast eigenständig das Essen für ihre Familie zubereitet, ist eine Besonderheit: Die 14-Jährige ist fast blind. Kinder mit einer Behinderung werden in Mildreds Heimat oft benachteiligt, haben kaum Chance auf eine angemessene Förderung und sind immer auf Hilfe angewiesen.

Ein erster Hoffnungsschimmer auf Gesundheit

Doch Mildred ist stark – stark wie ihre Mutter Elizabeth. Vor fast 14 Jahren lief Elizabeth mit ihrem Säugling auf dem Arm viele Kilometer bis zu einer ausladenden Schirmakazie. Unter ihr haben die Mitarbeitenden der mobilen Klinik ihre Behandlungstische aufgebaut – Elizabeth wusste, dass sie nur hier Hilfe für ihre Tochter finden kann. Denn das Baby hat einen schweren Infekt. Es könnte komplett erblinden, das wird dem behandelnden Arzt schnell klar. Sofort organisiert er den Transport in ein Krankenhaus. Dort können die Ärzte in zwei Operationen ein Auge retten und etwas Sehkraft erhalten. Nur deshalb kann Mildred heute zumindest noch Umrisse erkennen.

Mildreds große Chance auf Bildung

Dank dem Einsatz ihrer Mutter und dem schnellen Einsatz der mobilen Klinik konnte Mildred einen Teil ihres Augenlichts behalten – und damit Chancen für ihre Zukunft. Heute kann sie zur Schule gehen. Zwar lebt sie während der Schulzeit 270 Kilometer entfernt im Internat, aber dort lernt sie die Braille-Schrift. Nach dem Unterricht lacht und spielt sie mit Freunden und Freundinnen, darf einfach Kind sein. In der Schule wird Mildred ihren Bedürfnissen entsprechend gefördert. Sie lernt gerne und hat sogar einen großen Traum: „Ich möchte anderen helfen oder Lehrerin werden.“ 

Mildreds Entschlossenheit und Freude am Leben zeigen sich auch in ihrem sportlichen Erfolg. Kurz vor den Ferien hat sie die Landesmeisterschaft im Laufen gewonnen. Stolz zeigt sie ihrer Mutter die Siegerurkunde – ein Moment, der ihre ganze Entwicklung widerspiegelt.

Bildung und Gesundheit als Schlüssel für Mildreds Zukunft

Es waren die Gesundheitshelferinnen und -helfer der mobilen Klinik, die Mildred an die Schule vermittelten. Ihr Wirken geht weit über medizinische Versorung hinaus: Sie gehen zu den Familien, hören ihnen zu, beraten sie und helfen ihnen, neue Perspektiven zu entwickeln. Sie setzen sich für die Rechte der Kinder ein - für Bildung, Gesundheit, Gleichheit, Spiel und Freizeit. Und sie schenken ihnen, so wie sie es auch bei Mildred getan haben, Perspektiven für die Zukunft. 

Denn Mädchen wie Mildred brauchen Hilfe.